In Jahr 2016 konnte die Löwen Apotheke Basel ihr 140 jähriges Bestehen feiern. Sie wurde am 15. Mai 1876 von Erich Borchers im „allbekannten grossen Hause «zum rothen Leuen»“ an der Greifengasse 18 gegründet. Er übergab sie aber schon nach einem Jahr, per 16. Juni 1877, an Casimir Nienhaus-Meinau. Dieser informierte in einem kleinen Büchlein an seine Kundschaft aus dem Jahr 1884, dass die Löwen Apotheke „auf Grund des § 31 der im Jahre 1874 angenommenen Bundesverfassung als eine der ersten Gründungen in Basel errichtet“ wurde.
Da jene Liegenschaft aber „die Erstellung einer normalen grösseren Apothekeneinrichtung nicht gestattete“, kaufte Nienhaus schon im Herbst 1877 das gegenüberliegende Haus zum «Sterneneck», und schliesslich 1880 auch die angrenzende Liegenschaft Greifengasse 20 hinzu. Weil seine Pläne von 1883 für einen grundlegenden Umbau der Liegenschaften eine „durchgreifende Correction der Greifengasse“ durch die Stadt nötig machte, kaufte diese das Gebäude Greifengasse 22 auf, um Nienhaus einen „Theil desselben als Entschädigung für das in die Strasse fallende Terrain“ seiner Häuser zuzuweisen. Am 1. Juli 1883 wurde mit dem Abbruch der drei Häuser begonnen und der Neubau an der Ecke Greifengasse/Utengasse (heute Manor) errichtet.
Nienhaus wurde 1838 in Neuss im damaligen Preussen geboren 1. Er war einer der Ersten, der sich in Basel mit der Wasserverschmutzung und den Folgen für den Fischbestand befasst hat. 1883 schrieb er zuhanden des Schweizerischen Handels- und Landwirtschafts-Departement den “Bericht über die Verunreinigung des Rheins durch Abfallstoffe der Fabriken im Basler Industrie-Bezirk”. In seinen Versuchen setzte er in Kästen gehaltene Fische in verschmutztem Abwasser aus, um die schädlichen Wirkungen aufzuzeigen 2 .
Dr. phil. h.c. Casimir Nienhaus-Meinau war von 1884-1894 auch Lektor an der Universität Basel und von 1894-1907 Privatdozent für Pharmakognosie 3 (Lehre der pflanzlichen und tierischen Arzneimittel). Als Mitglied der Prüfungskommission für Apotheker in Basel 4 organisierte er in seiner Löwen Apotheke sowohl Unterrichtsstunden als auch Praktika für lernende Apotheker. Aus diesen privaten Vorlesungen folgte später ein offizieller Lehrauftrag der Universität 5, sie waren also die Vorläufer der pharmazeutischen Hochschulausbildung in Basel.
Nach seinem Tod 1910 blieb die Apotheke im Besitz seiner verstorbenen Frau und wurde während vier Jahren bis 1914 von einem Verwalter geleitet 6.
Von 1914 bis 1916 gehörte die Apotheke Edmund Lichti. 1862 geboren, war er Heimatberechtigt in Winterthur. Danach ging sie an Wilhelm Georg Zinn über. Er verliess die Löwen Apotheke 1920 wieder, um die damalige „Obere Apotheke zum Rebstock“ in Brugg (AG) zu übernehmen 7 und noch später, 1943, die Alte Hof-Apotheke in Baden-Baden 8.
1920 übernahm Dr. Paul Weinreich aus dem thüringischen Bendeleben die Löwen Apotheke. Im gleichen Jahr zügelte sie an die Greifengasse 34, in die damaligen Räumlichkeiten der Greifen-Apotheke (die ihrerseits an die untere Rebgasse zog 9), und anschliessend, nur ein Jahr später, 1921, an die Greifengasse 25. Eine Urkunde vom 1. Dezember 1925 im Staatsarchiv Basel-Stadt bezeugt, dass diese Parzelle von den Ehegatten Dr. Paul Weinreich und Klara, geborene Overbeck, für 170'000 Franken an die Einwohnergemeinde Basel verkauft wurde 10. Darauf wurde die Apotheke 1926 an die Greifengasse 7 verlegt, um dann 1929 ihren noch heutigen Standort an der Greifengasse 14 zu finden.
Mitte der Dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts kann Jakob „Jacques“ Giezendanner die Lokalitäten von Dr. P. Weinreich erwerben. Der jüdische Apotheker Weinreich wollte Basel verlassen, um ins damals wirtschaftlich aufstrebende Deutschland zu ziehen. Den erstarkenden antisemitischen Tendenzen habe er kein Gewicht beigemessen und Warnungen vor den nach der Macht greifenden Nationalsozialisten in den Wind geschlagen. Dies wusste ein langjähriger Stammkunde der Löwen Apotheke zu berichten, der mit seinem Vater schon als Knabe in die Apotheke kam.
„Jacques“ Giezendanner zog vom Toggenburgischen in der Ostschweiz in die Stadt am Rheinknie und übernahm 1936 die Löwen Apotheke in Basel. In Wil im Kanton St. Gallen führte er seit 1928 während acht Jahren die dortige Löwen Apotheke 13 sowie die "St. Peter-Apotheke & Droguerie".
Auch nach seinem frühen Ableben 1952 blieb die Löwen Apotheke in Familienbesitz. Nach verschiedenen Verwaltern übernahm 1973 sein Sohn Dr. Peter Giezendanner die Leitung der Apotheke, und schliesslich sein Enkel Beat Giezendanner. Seit letzterer das Geschäft im Herbst 2001 verliess, hat Frau Doris Brügger die Geschäftsführung und operative Leitung inne, die sie bis heute mit grossem Erfolg ausführt.
Die Löwen Apotheke hat sich in bald anderthalb Jahrhunderten den aktuellen Gegebenheiten immer erfolgreich anzupassen gewusst. Wir legen auch heute grossen Wert auf eine qualitativ hochstehende und kompetente Beratung. Das wir diesem Ziel sehr nahe kommen, bestätigen unabhängige Unternehmen mit regelmässigen Testeinkäufe in unserer Apotheke. Zudem legen wir Wert auf ein umfassendes Medikamenten-Sortiment, damit Sie als Kunden ihr Arzneimittel möglichst schnell erhalten.
Im Sommer 2016 konnten wir das Jubiläum „140 Jahre Löwen Apotheke“ im Rahmen einer gelungenen Feier für unsere Mitarbeiterinnen mit der Besitzerfamilie gebührend feiern.
Das wirtschaftliche Umfeld ist in den letzten Jahrzehnten auch für Apotheken härter geworden, vor allem für unabhängige Unternehmen. Vermehrte Konkurrenz durch Onlinehandel, Neueröffnungen von Kettenapotheken, Frankenstärke mit Kundenabwanderung ins benachbarte Ausland oder staatlich verordnete Preissenkungen von Medikamente setzen auch die Apotheken einem rauen Klima mit viel Gegenwind aus. Die Löwen Apotheke bildet da keine Ausnahme. Dessen ungeachtet setzen wir uns mit Herzblut, Kompetenz und Elan für die Anliegen unserer geschätzten Kundschaft ein, um unsere Dienstleistungen auf einem qualitativ hohem Niveau zu halten.
Unser grosser Dank gilt in erster Linie unseren Kundinnen und Kunden, die uns über all die Jahre die Treue gehalten und so zum langjährigen Bestehen unserer Apotheke beigetragen haben.
Wir freuen uns, sie in unserer Löwen Apotheke weiterhin begrüssen zu dürfen, ganz nach dem Motto: «Ych gang zum Leu und blyb em treu!»
Quellen:
[1] https://gedbas.genealogy.net/person/show/1160109615
[2] Weigelt, Curt; Vorschriften für die Entnahme und Untersuchung von Abwässern und Fischwässern; Verlag des Deutschen Fischerei-Vereins Berlin, 1900
[3] Gutzwiller, Hans; Carl Jacob Burckhardts Basler Gymnasialjahre 1902-1908; Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde; Band (Jahr): 80 (1980)
[4] http://www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10011314
[5] Christian Simon;Naturwissenschaften in Basel im 19. und 20.Jahrhundert - Die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität; Historisches Seminar Basel / Januar 2010;
[6] Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde; Die Apotheken und ihre Besitzer: vom 13. Jahrhundert bis 1932; Band (Jahr): 31 (1932)
[7] http://www.apotheketschupp.ch/site/index.cfm?id_art=28857&actMenuItemID=10423&vsprache=DE
[8] www.altehofapotheke.de
[9] Eugen A. Meier; Basel in der guten alten Zeit: Von den Anfängen der Photographie (um 1856) bis zum Ersten Weltkrieg, Springer-Verlag
[10] query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=873744
[11] Pharmazeutische Zeitung, 57. Jahrgang (1912); Nr. 98 S. 992; Verlag Julius Springer Berlin
[12] www.museumsmedien.de/xberg-ged/person.php?id=106
[13] www.wilnet.ch/Default.aspx?Command=PrdtDetail&prdtName=8626a22f-5363-4ba6-930e-4d3dff309918